Urin-Untersuchung: Harnanalyse durch Teststreifen und Labor (2024)

Urin enthält zahlreiche nachweisbare Stoffe. Deshalb ist die Harnanalytik ein wichtiger Teilbereich der Labormedizin. Beispielsweise kann die Bestimmung von roten Blutkörperchen, Zucker und Eiweiß im Harn entscheidende Hinweise auf zugrunde liegende Erkrankungen geben

Wissenschaftliche Prüfung: Dr. Dennis Ballwieser, Aktualisiert am

Pharmazeutisch und medizinisch geprüft
Urin-Untersuchung: Harnanalyse durch Teststreifen und Labor (1)

Kurz gesagt:

Mehrfach unterteilte Teststreifen können im Rahmen eines Urin-Schnelltests durch ihre Verfärbung Blut, Zucker (Glukose) oder Nirit (Abbauprodukt von Bakterien) im Harn anzeigen. Für weiterführende Analysen kommt eine mikroskopische Untersuchung des Harns im Labor infrage. Auch auf eine vorliegende Schwangerschaft kann der Urin untersucht werden. Dabei setzt man spezielle Teststreifen ein, um das Schwangerschaftshormon Beta-HCG nachzuweisen.

Für die Harnanalyse benötigt der Arzt meist den sogenannten "Mittelstrahlurin". Für seine Gewinnung lässt der Patient zunächst etwas Harn ablaufen. Dann hält er den Urin zurück. Anschließend fängt er die Probe in einem sauberen Behältnis auf. Beim Verdacht auf eine Entzündung der Harnröhre untersucht man auch die erste Portion des Harns.

Welche Substanzen kann der Urin-Schnelltest bestimmen?

Glukose (Zucker): Glukose im Urin weist oft auf eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) hin. Es kann jedoch auch bei einer Schwangerschaft oder bei manchen Krebsarten Zucker im Harn auftreten.

Ketone: Auch diese Substanzen treten normalerweise nicht im Urin auf. Ihr Vorhandensein verweist auf einen verstärkten Abbau von Fett. Deshalb kommen sie beispielsweise bei intensivem Fasten vor. Bei Diabetikern sind Ketonkörper im Urin ein Alarmsignal für eine Entgleisung des Stoffwechsels.

Rote Blutkörperchen: Weist der Teststreifen rote Blutkörperchen (Erythrozyten) im Urin nach, kann das auf eine Entzündung der Harnwege, in selteneren Fällen aber auch auf Tumore zurückzuführen sein, zum Beispiel Nieren- oder Blasenkrebs. Für eine Entzündung der Blase oder der Niere spricht, wenn außerdem auch weiße Blutkörperchen (Leukozyten) im Urin zu finden sind.

Eiweiß: Bei gesunden Menschen befindet sich nur sehr wenig oder gar kein nachweisbares Eiweiß (Albumin) im Harn. Eine Erhöhung des Albumins im Urin weist auf eine Erkrankung der Niere hin.

Nitrit: Nitrit ist eine Substanz, die manche Harnwegskeime aus Nitrat bilden. Deshalb spricht der Nachweis von Nitrit für eine Infektion der Harnwege.

pH-Wert: Der pH-Wert misst den Säuregehalt von Flüssigkeiten. Bei gesunden Menschen liegt der pH-Wert des Urins zwischen 5 und 6 (leicht sauer). Steigt er an, bedeutet das, dass der Harn stärker alkalisch, also weniger sauer ist. Das kommt bei Infektionen der Harnwege vor. Sinkt der pH-Wert unter 5, kann das an einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder starkem Durchfall liegen.

Bilirubin/ Urobilinogen: Das Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin findet sich immer im Harn und gibt ihm seine gelbliche Farbe. Tritt die Substanz jedoch vermehrt im Harn auf, kann dies unter anderem für eine Lebererkrankung sprechen. Urobilinogen entsteht aus Bilirubin. Erhöhte Harnwerte weisen ebenfalls auf Leberkrankheiten hin.

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Wie zeigt der Teststreifen die Ergebnisse an?

Nach dem Auffangen des sogenannten Mittelstrahlurins (siehe oben) in einem geeigneten Gefäß taucht man den Teststreifen ein. Auf diesem Streifen gibt es verschiedene Felder, die auf die oben genannten Stoffe reagieren. Sind die Stoffe im Urin enthalten, verfärbt sich das entsprechende Feld mehr oder weniger stark.

Wann wird der Urin mikroskopisch untersucht?

Zur genaueren Beurteilung der Messergebnisse auf dem Teststreifen kann eine mikroskopische Harnanalyse angebracht sein. Zuerst zentrifugiert der Labormediziner die Urinprobe zur Abtrennung der flüssigen von den festen Bestandteilen des Harns, dem sogenannten Urinsediment. Dieses betrachtet er anschließend unter einem Mikroskop.

Auf diese Weise kann der Labormediziner die Menge der vorkommenden Zellarten bestimmen, beispielsweise die Anzahl an Erythrozyten und Leukozyten.

Was nützen Urin-Schnelltests?

Urin-Teststreifen können schnell und einfach erste Hinweise auf Krankheiten liefern. Sprechen etwa die Symptome des Patienten für eine Infektion der Harnwege, kann der Nachweis auf Bakterien im Urin, zum Beispiel mit der Bestimmung von Nitrit, die Verdachtsdiagnose bestätigen. Der Arzt kann also entsprechende Maßnahmen einleiten, wie die Verschreibung eines Antibiotiku*ms.

Weist der Schnelltest Zucker im Urin nach, spricht dies unter Umständen für einen unerkannten Diabetes mellitus. Der Arzt führt dann weitere Untersuchungen des Blutes durch.

Achtung: Die Schnelltests liefern nur erste Anhaltspunkte. Nur zusammen mit weiteren Untersuchungen und unter Berücksichtigung der Beschwerden des Patienten kann sich der Arzt vergewissern, ob seine Verdachtsdiagnose tatsächlich zutrifft. Dafür sind oft noch speziellere Nachweisverfahren nötig. Die mikroskopische Untersuchung des Harns ist beispielsweise eine deutlich genauere Nachweismethode. Allerdings ist sie mit mehr Aufwand und Kosten verbunden und kann nur in einem medizinischen Labor erfolgen.

Welche Schwächen haben Schnelltests?

Der Teststreifen kann zwar anzeigen, ob bestimmte Substanzen im Harn vorhanden sind. Jedoch sagt er nur wenig über die Menge dieser Stoffe aus.

Darüber hinaus können verschiedene Faktoren zu falschen Ergebnissen führen. Eine Fehlerquelle kann sein, wenn der Patient die Urinprobe bereits daheim entnimmt und sie zum Arztbesuch mitbringt. Denn bis dahin können sich Bakterien in der Probe anreichern. Falsche Ergebnisse entstehen auch, wenn eine Patientin ihre Monatsblutung hat oder der Patient bestimmte Medikamente einnimmt. Auch können nach intensivem Sport rote Blutkörperchen und Eiweiß in den Urin gelangen, ohne dass dies einen Krankheitswert hat.

Vorgehen nach einem Urin-Schnelltest in Eigenregie:

Urin-Testreifen können unter anderem in Apotheken erworben und selbst angewandt werden. Wenn Sie die Urinuntersuchung selbst durchgeführt haben, sollten Sie auffällige Ergebnisse unbedingt von einem Arzt abklären lassen.

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.

Fachlich geprüft von Prof. Dr. med. Peter B. Luppa, Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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